»Die Plastik „Ausgebrannt“ assoziiert einen Brotlaib: dem Laib die Kruste aufgerissen, wie um unseren Blick zu öffnen und, mit H. D. Thoreau, unser erlahmtes Gefühl zu wecken, dass wir – als zivilisierte Menschen – „nur ein Häutchen auf der Kugel“ kennen, auf der wir leben. Ein Brotlaib, pompejisch erstarrt, von bewegter Bauernhand als Frucht der Erde erschaffen, der für die Empfindlichkeit des Planeten stehen mag und unter dessen Kruste noch glühende Lava pulsiert – als Zeichen der Ewigkeit. Oder ist es der Hoffnungsfunke, den der Riss freigibt, rot und verletzlich? So lässt sich Reutters Symbolik identifizieren, die – Absicht oder nicht – ins Politische weist. Wer je der Erde in ihr Herz geschaut und das Pulsieren ihres Innern als Lebenszeichen erkannt hat, weiß um den vulkanischen Effekt ihrer Eigenwilligkeit. Das vertrocknete, verbrauchte, missgestaltete und verbrannte Äußere will über das Innere des Planeten hinwegtäuschen, das beinahe fleischlich wirkt, jedenfalls blutgetränkt, als hätte er eine Seele. Das „ausgebrannte“ Äußerliche verweist auf Leben unter der Oberfläche, und der Riss erzwingt den Blick ins Verletzte, Verletzbare, nicht das Zerstörbare. Denn: auch wenn der Planet von außen nach innen traktiert wird, lebt er von innen nach außen. Dafür gibt Gerd Reutter dem ins Figürliche gebrannten Ton seine hörbare eigene Sprache, damit „aus fühllosen Dingen auch das alles wird, was fühlt und lebt.“«
Dr. Klaus Kufeld, Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen